Last updated on 26. August 2022
Moin Leute, ich grüße Euch wieder. Ihr wisst ja, mein Garten ist eine Pracht. Ich hatte schon öfter von meiner reichen Ernte in diesem Jahr berichtet. Es ist kaum zu glauben, aber es gab schon wieder Probleme.
Vor kurzem, Ihr erinnert Euch vielleicht, hatte ich eine Erdbeer-Ernte, die es in sich hatte. Es war so herrlich und lecker und die Kinder meines Neffen Ole hatten ihre helle Freude daran. Deutsche Bauern haben demgegenüber die Ernte vernichtet, anstatt sie zu genießen. Danach kam die nächste Pracht mit einer Apfel-Ernte. Ich hatte so viel davon, dass ich ganz viel verschenken konnte, damit andere Menschen auch in den Genuss hätten kommen können. Der Konjunktiv verrät: Auch hier gab es Probleme, weil mir dank meiner Nachbarin Mobbing-Meike der Spaß verdorben wurde, weil „Zu-Verschenken-Kisten“ mit Äpfeln darin angeblich unrecht seien.
Ich lasse mir grundsätzlich nicht den Spaß verderben und freue mich seit einigen Wochen an meinen Tomatenpflanzen, die in diesem heißen Sommer eine rote Frucht nach der anderen produzieren. Es war klar, dass ich auch in diesem Fall Ole und seine Familie beglücken wollte. Doch dann kam es zu einem Riesen-Eklat. Schon wieder.
Am vergangenen Sonntag bin ich mit einer großen Kiste Tomaten sämtlicher Sorten zu Ole gefahren. Ole, seine Frau, mein Großneffe, meine Großnichte und ich haben uns sofort daran gemacht, zu schnippeln, zu kochen und zu naschen. Es hat so einen Spaß gemacht, quietschvergnügt verschiedene Tomatengerichte herzustellen, dass ich mich so jung gefühlt habe, wie schon lange nicht mehr. Die Kinder hatten vor Lachen rote Bäckchen und sahen selbst aus wie kleine Tomaten.
Elke, die Frau von Ole war auch begeistert. „Komm, lass´ uns noch einen großen Tomatensalat machen“, sagte sie euphorisch. Den nehmen wir dann gleich morgen mit zu unserem Schulfest“. Und damit nahm das Drama seinen Lauf.
Als ich am Montag Abend in die Badewanne steigen will, klingelt es an der Tür. „Nein. Diesmal nicht, Frau Nachbarin, oder lieber Vertreter. Diesmal mache ich nicht auf“, denke ich mir fröhlich und steige in mein extra gerichtetes Kleopatra-Bad. Da fängt es an, heftig an die Tür zu wummern. „Polizei. Machen Sie auf. Wir wissen, dass Sie da sind“, höre ich zu meinem Entsetzen. Ich kneife mich. „Bin ich wieder über einer historischen Dokumentation eingeschlafen?“, frage ich mich. Das Klingeln, Wummern und die Aufforderung zu öffnen steigern sich jedoch in ihrer Intensität.
Genervt ziehe ich meinen Bademantel an und öffne die Tür. „Wie sie sehen…“, weiter komme ich gar nicht, da rennen schon zwei Männer in Schutzanzügen in meine Küche, zwei in meinen Garten und zwei Polizisten in voller Rüstung stellen sich mir gegenüber und blaffen mich an. „Sie sind verdächtig, ein Virus-Attentat auf die George-Orwell-Schule verübt zu haben“. „Was ist los?“, frage ich und kann nur noch erschüttert zusehen, wie die Herren in Schutzanzügen meine Tomaten aus den Beeten reißen und in Säcke füllen. „Wenn Sie Tomaten wollen, dann hätten Sie einfach nur zu fragen brauchen“, sage ich schnippisch und versuche so, meine Souveränität zurückzugewinnen.
Daraufhin werde ich mit auf die Wache genommen und stundenlang befragt.
Es stellte sich irgendwann heraus, dass in der Schule, in die Oles Kinder gehen, zwei Kinder Pusteln an den Armen hatten, deren Ursprung sich keiner erklären konnte. Sie waren auch auf dem Schulfest gewesen und hatten von unserem wunderbaren Tomatensalat gegessen. Die Direktorin der Schule hat sofort die Ordnungsbehörden und den Tomaten-Viren-Notstand ausgerufen. Man hat dann nach Tomaten auf dem Schulfest gefahndet und ist so auf unseren Salat gekommen.
Da ich wegen meiner russischen Fellmütze schon im Visier der Ordnungsbehörden war, hat man dann einen Anschlag vermutet.
Leute, das hätte übel ausgehen können. Glücklicherweise hat die Mutter der beiden betroffenen Kinder die Sache geklärt. Die Kinder hatten einen Allergie-Test beim Arzt gemacht und der hatte die Pusteln ausgelöst.
Also, ich wünsche Euch ein schönes Wochenende und dass Ihr Eure nächste Ernte im Garten, oder überhaupt das Leben, ohne Störungen von Außen genießen könnt. Bis zum nächsten Mal, Eure Ilse.
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