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Paraguay ist anders

Auswandern ja oder nein? Und wenn ja, wohin? Paraguay gilt als Option, ist es eine? Mein Versuch einer Antwort.

Vorweg gesagt: ich bin kein Paraguay-Experte. Ich habe im Juli 2021 drei Wochen in dem Land verbracht, bin mit öffentlichen Verkehrsmitteln herumgereist, habe verschiedene Menschen getroffen und mich mit ihnen ausgetauscht und mich neugierig, aber auch kritisch umgeschaut. Ich berichte nur von meinen Eindrücken. Andere mögen das völlig anders erleben oder sehen.

Ich flog nach Paraguay, um mich über die Sinnhaftigkeit einer Auswanderung aus Europa zu informieren. Das Land wird von vielen Systemkritikern als mögliches Zielland diskutiert. Es herrscht geradezu ein „Run“ auf die dortigen Einwanderungsbehörden, da Paraguay zu den wenigen Ländern Südamerikas gehört, in denen man eine Daueraufenthaltsgenehmigung – Cedula – sehr leicht erhält. Ein paar Dokumente übersetzen und (über)beglaubigen lassen, 5000 Dollar oder Euro hinterlegen, die man nach einem Jahr zurückbekommt. Mit einem professionellen Einwanderungshelfer schafft das eigentlich jeder.

Da ich ziemlich fließend spanisch spreche, bereits viele Monate in lateinamerikanischen Ländern gereist bin und mich dort überall sehr wohl gefühlt habe, stellte Paraguay für mich eine wirklich interessante Option dar. Und nachdem ich per 1.8.2021 in Österreich in Pension gegangen bin und meine kleine Rente mir ein eher fürstliches Leben in Paraguay sichert, war auch in dieser Hinsicht der Gedanke, Europa zu verlassen, ziemlich attraktiv.

Also flog ich hin, um mir das Ganze mal selbst anzuschauen. In diesen drei Wochen stellte ich fest, vieles ist anders. Ganz anders als in Europa, aber auch anders, als es die euphorischen Berichte aus den Telegram-Gruppen erhoffen ließen.

Die Sprache ist anders

Das klingt nun nicht so überraschend – aber das dortige Spanisch ist nicht immer ganz leicht zu verstehen. Die zweite Landessprache Guarani, die auch im nordöstlichen Argentinien, Teilen Boliviens und im südwestlichen Brasilien gesprochen wird, hat die Sprache geprägt. Auf dem Land ist Guarani Muttersprache für breite Bevölkerungsteile, deren Spanisch ist entsprechend schwer zu verstehen war.

Ich kam trotzdem einigermaßen gut durch, war aber auch ziemlich entsetzt, wie viele Deutsche, die ich auf meiner Reise traf, nicht mal über halbwegs brauchbare Grundkenntnisse verfügten. Manche waren schon zwischen mehreren Monaten und einigen Jahren im Land und sprachen fließend deutsch. Die deutschen Communities, die es dort einige gibt, machen es möglich. Respektlos – in meinen Augen. Für mich hatte es Vorteile. Immer wieder begegnete ich Paraguayern, die begeistert waren, dass ich als deutsche Touristin so gut spanisch spreche, während viele der Einwanderer es nicht nötig zu haben schienen. Die deutschen Einwanderer werden zwar geschätzt, weil sie mehrheitlich Geld haben und Arbeitsplätze schaffen – Bauarbeiter, Hausmädchen und Gärtner finden bei Deutschen Lohn und Brot – mir wurde aber auch gesagt, „es sind langsam zu viele“. Türken in Kreuzberg und Deutsche in der Colonia Independencia unterscheiden sich kaum. Traurig. Ja, auch …

Deutsche sind anders

In Paraguay bin ich mehreren Gruppen von Deutschen begegnet. Es gab den Nachwuchs der Ersteinwanderer, die nach dem 1. Weltkrieg also in den 20iger Jahren dort ankamen. Die haben sich dort gut integriert, ihren Bezug zur alten Heimat der Familie aber erhalten und sprechen gut Deutsch. Die nächste Einwandererwelle kam nach 1933 – Flüchtlinge vor den Nazis – aus dieser Gruppe habe ich aber niemanden kennengelernt.

Dass nach 1945 eine bestimmte Kategorie Deutsche ihre neue Heimat gefunden haben, war leider zu spüren. Einmal wurde ich mit Heil… begrüßt, einmal erklärte mir jemand, dass man die positiven Dinge dieser 1000 Jahre nicht vergessen dürfe.

Nach den 2000der Jahren begann wohl die vorletzte Einwanderungswelle, in der insbesondere mittelständische Rentner ihren Ruhesitz in Paraguay gesucht und gefunden haben. Seit Ende 2020 gibt es einen Ansturm aus Europa. Besonders junge Familien mit Kindern wollen der sich abzeichnenden Impfpflicht entkommen. Da in Deutschland Schulpflicht herrscht, kann eine Verweigerung der Impfung bedeuten, dass das Jugendamt den Eltern die Kinder entzieht. Das veranlasst immer mehr Menschen, innerhalb kürzester Zeit alles aufzugeben und auszuwandern.

Dass diese Menschen Deutschland und Europa fast fluchtartig verlassen, bringt Nachteile mit sich. Mangels Sprachkenntnissen sind sie den dortigen Geschäftemachern ziemlich hilflos ausgeliefert. Und das sind – so mein Eindruck – mehrheitlich die Deutschen, die schon länger im Land sind. Die Preise für Grund und Boden sowie Immobilien explodieren – speziell auf den deutschsprachigen Internetseiten werden – für dortige Verhältnisse – völlig überzogene Preise gefordert und wohl auch gezahlt. Schließlich ist es im Vergleich zu Deutschland immer noch sehr günstig. Dass manch ein Käufer ohne „Titel“ – also entsprechenden Grundbucheintrag – für sein Grundstück endet, wurde mir mehr als einmal erzählt. Auch traurig. Ich kann es nur deutlich sagen: Kauft nicht von Europa aus, sondern schaut euch alles vor Ort selbst an, bevor ihr entscheidet. Sucht euch einen seriösen Einwanderungshelfer und lasst euch beraten. Speziell auch im Umgang mit Behörden. Denn …

Behörden sind anders

Behörden in Paraguay sind wohl durch und durch korrupt. Während bei uns in Europa hauptsächlich die oberen Etagen vom „Lobbyismus“ und „Geldkoffern“ profitieren, gibt es dieses Phänomen in allen Ebenen staatlicher Strukturen. Eine Polizeikontrolle verlässt man am besten mit entsprechenden Zahlungen, Dokumente und Papiere wie PCR-Test oder Impfpass lassen sich leicht käuflich erwerben und die Beschaffung der Cedula dauert 4-6 Wochen oder 6-8 Monate, je nach Höhe des Schmiergelds. Woher ich das weiß? Es ist von Vorteil spanisch zu sprechen und mit allen und jedem zu plaudern :-). Mir wurden allein dreimal Kontakte zur PCR-Test-Beschaffung angeboten.

Wer als Europäer aber jetzt meint, sich auf das hohe moralische Ross setzen zu müssen, soll gleich wieder absteigen. Von einem Mindestlohn kann man dort zwar als Einzelner irgendwie leben, bringt aber keine Familie durch. Und sehr viele Menschen verdienen nur Mindestlohn. Auch ganz normale Polizisten zum Beispiel. Und vor die Wahl gestellt, sich durch Korruption ein notwendiges Zubrot zu beschaffen oder die Kinder hungern zu lassen, entscheidet sich der brave Untertan natürlich für hungernde Kinder … – Zynimus Ende. Viele hier haben einfach keine Ahnung, was Armut in diesen Ländern bedeutet. Denn …

Mittelstand ist anders

Ich hatte den Eindruck, dass viele Menschen dort ihr eigenes „Haus“ haben, dieses aber sehr sehr einfach ist. Die materiellen Lebensumstände eines Harz4 Empfängers würde sich wohl mancher „mittelständische“ Paraguayer wünschen. Viele verstehen sich dort als „Mittelstand“, obwohl sie unter Verhältnissen leben, die bei uns als arm gelten. Dabei sind die Menschen aber offensichtlich viel zufriedener.

Man kann sehr günstig leben. Mit 2 Euro für sehr leckere 25 Bananen wird man schon eine Weile satt. Busfahren kostet nur wenige Cents, Essen kann man für 1-3 Euro in den kleinen Gasthäusern gehen – aber bei 300 Euro Mindestlohn, der übrigens auch nicht immer von allen gezahlt wird, ist das Leben nicht einfach.

Da die Gesellschaft in Paraguay sehr viel jünger ist als bei uns in Deutschland sieht man sehr viele Kinder auf der Straße. Ich habe sehr viele junge Menschen und auch enorm Bautätigkeit beobachtet – nicht nur für deutsche Einwanderer. Das fühlte sich für mich wie Aufbruch an – Corona hat dem Wachstum zwar den Schwung genommen – aber nach dem was ich hörte, hat Paraguay eine der am rasantesten wachsenden Wirtschaften Lateinamerikas.

Wie mir erzählt wurde, kann man dort ohne großen Aufwand ein Unternehmen gründen und bei einem Steuersatz von 10% ist man auch leichter erfolgreich als bei uns. Bei diesem niedrigen Steuersatz steht aber für die typischen staatlichen Sozialleistungen und Infrastruktur nur wenig Geld zur Verfügung.

Sozialhilfe gibt es keine. Kindergeld ebenso wenig. Obdachlosen-Unterkünfte wohl auch nicht. Ich habe immer wieder kleine Kinder gesehen, die Süßigkeiten oder Obst am Straßenrand verkauft haben. Clowns und Fensterputzer an Ampeln gehören ebenso zum Straßenbild wie kleine Obst- und Gemüsestände überall an den Straßen. Selbst an den Autobahnen waren sie zu finden. Viele Menschen leben als Tagelöhner und damit von der Hand in den Mund. Daher wird übrigens auch erwartet, dass es in Paraguay nicht nochmals zu einem totalen Lockdown kommen wird. Viele Menschen haben während des ersten Lockdowns gelitten, weil keine Rücklagen vorhanden waren. Da wurde nichts mit ALG 1,2 oder Kurzarbeitergeld abgefedert. Da wurde schlicht und einfach gehungert. Daher regte sich vermutlich auch schneller ein gewisser Widerstand. Die Menschen im Land lassen sich auch nicht mit den gehorsamen Bundesbürgern vergleichen. Gesetze werden nicht unbedingt eingehalten, denn …

Gesetzestreue ist anders

In Paraguay wurde in der Vergangenheit versucht, eine Art TÜV einzuführen. Dieser Versuch ist kläglich gescheitert. Die Menschen haben ihre Autos einfach nicht hingebracht. Wenn es nicht unbedingt nötig erscheint oder massivst kontrolliert und bestraft wird, werden behördliche und sonstige Regelungen schlichtweg ignoriert.

Bauvorschriften scheint es auch keine zu geben bzw. sie werden wohl auch konsequent ignoriert. Alles wirkte auf mich frei und wild. Mit allen Vor- und Nachteilen, die eine derartige Regellosigkeit mit sich bringt. Wer ein Haus kauft und „deutschen Standard“ erwartet, tja – der sollte besser in Deutschland bleiben oder beim Bau jeden Tag mit auf der Baustelle stehen. Jeden Tag. Von morgens bis abends.

Auch waren während meiner Zeit dort überall Restaurants geöffnet, Corona-Kontrollen wurden fast nirgendwo durchgeführt und das, obwohl Paraguay in diesem Zeitraum angeblich ein Hochinzidenz-Gebiet war. Die wenigen Restaurants, die auf die Einhaltung der Regelungen bestanden, wurden – wie man mir erzählte – von den Kunden gemieden. Nicht. dass es in Paraguay keine Corona-Regeln geben würde, auch …

Maskentragen ist anders

Und zwar besser und schlechter. Ich habe in den ersten Tagen in Paraguay mehr Menschen mit Maske gesehen, als in den ersten 6 Monaten in Österreich. Ich war wirklich baff. Auf der Straße läuft deutlich über die Hälfte der Bevölkerung mit Maske herum, man fährt mit Maske Auto – allein natürlich. Und das sind keine Ausnahmen sondern kam häufig vor. Ein Bild geht mir – als früherer Motorradfahrerin – nicht aus dem Kopf. Ein Mann saß auf seiner 250iger, hinter ihm sein älteres Kind und seine Frau, vorne auf dem Tank ein Kleinkind. Alle vier mit nackten Beinen, T-Shirt und ohne Helm, aber mit Maske. Ich schüttele noch heute über diesen Wahnsinn den Kopf.

In großen Supermärkte war der Eintritt nur mit Maske möglich, einmal wies mich ein bewaffneter Polizist darauf hin, dass ich meinen Schal ordentlich über der Nase zu tragen habe. Als Ausländerin hatte ich dem wenig entgegen zu setzen. Mein Maskenattest war leider nicht auf Spanisch verfasst.

Womit ich aber zum „besseren“ Teil des Maskentragens in Paraguay komme. Die Episode mit dem Polizisten war das eine von insgesamt drei Malen innerhalb von drei Wochen, dass ich auf das Fehlen einer Maske überhaupt angesprochen wurde. Ich blieb eigentlich immer völlig unbehelligt. Die Grundhaltung der Paraguayaner kann man wohl als „leben und leben lassen“ bezeichnen. Eine Haltung, die in Deutschland eher fremd, in Lateinamerika nach meinen Erfahrungen aus anderen Ländern ziemlich normal ist. Die Menschen sind oft mehr damit beschäftigt für das eigene Überleben zu sorgen, als den Oberlehrer anderen gegenüber spielen zu müssen. Apropos Leben, auch …

Einkaufen ist anders

Das Betreten großer Supermärkte ist nur mit Maske, Temperaturkontrolle und Desinfektion möglich – ich habe es daher fast immer vermieden. Es gibt aber in jedem Dorf und in jeder Stadt unzählige Despensas, wo man alles mögliche und unmögliche erwerben kann. Das Einkaufen in einer Despensa ist angenehm, da immer ein nettes Schwätzchen mit den Betreibern der Despensa – meistens Frauen – möglich ist.

Vergleichbar mit unseren Kiosks unterscheidet sich diese Einkaufsmöglichkeit stark, wenn man auf die Preise schaut. In Europa ist der Supermarkt billig und der Kiosk teuer. In Paraguay ist das genau umgekehrt. Aber vieles wird auch selbst angebaut. Wenn man es kann. Denn auch ….

Selbstversorgung ist anders

Im Hinterland Paraguays kann man sich als Selbstversorger gut vor einer Impfung verstecken und überleben, was viele der aktuellen Einwanderer wohl auch vor haben. Mit Lebensmitteln kann man sich ja selbst über Wasser halten.

In der gemäßigten Gegend in der ich mich die drei Wochen aufhielt – im Winter ganz selten mal 0 Grad in der Nacht, tagsüber gerne bis zu 35 und im Sommer bis zu 45 Grad – ist Anbau das ganze Jahr möglich. Überleben kann man hier gut, man darf nur nicht mit den Erfahrungen des Selbstversorgers aus Europa arbeiten. Tomaten, Paprika und Weißkohl werden im Winter angebaut. Und natürlich gibt es völlig andere Obst- und Gemüsesorten, mit deren Anbau man sich erst einmal vertraut machen sollte. Milchkühe liefern wenige Liter am Tag – zumindest bei den Kleinbauern, die keine Hochleistungskühe ausbeuten, aber selbstgemachter Käse und Quark sind lecker.

Was mich im ersten Moment etwas perplex macht: Gewächshäuser werden unter Bäume gestellt, in den Schatten. In den Schatten? Na ja, während sie bei uns vor Kälte schützen, schützen sie dort primär vor überfallartigem Regen. Apropos Regen, der wirkt sich stark auf die Mobilität in Paraguay aus, denn …

Straßen sind anders

Als ich anfing, mich über Paraguay und daher auch über die Wohnmöglichkeiten am Land zu informieren, lass ich recht häufig Sätze wie: „Nur 3km vom Asphalt“ oder „nur 500 Meter vom Asphalt – ganzjährig befahrbar“ – ich dachte eigentlich nicht weiter darüber nach.

Als ich dann vor Ort Bekannte besuchte, die 17km vom Asphalt lebten, bekam das Ganze eine reale Bedeutung für mich. Besonders da Regen angekündigt war und mir gesagt wurde, dass nach einem Regen der Bus nicht fahren würde und bei heftigerem Regen auch für ihr Allrad die Fahrt in die nächste Stadt für ein bis zwei Tage zum Problem werden könne.

Viele, also wirklich sehr viele, Straßen sind nicht asphaltiert. 17km bis zum Asphalt bedeuten schon bei trockener Straße eine gute Stunde Fahrtzeit.Und wenn es regnet, sind die Schlaglöcherpisten nicht mehr befahrbar, da sie irrsinnig glatt werden. Auch wenn man krank ist nicht. Damit muss man in Paraguay leben. Und daran kann man in Paraguay auch sterben, wenn es z.B. bei einem Herzinfarkt unzählige Stunden dauert, dass der Betroffene im Krankenhaus ankommt. Mir wurde von solch einem Fall berichtet.

In den Städten, die ich besuchte, gab es manchmal auch Bürgersteige. Manchmal. Straßennamen gab es manchmal auch. Aber definitiv seltener als Bürgersteige. Noch seltener waren nur noch die Straßenschilder, aber die freilaufenden Kühe und Pferde, die an vielen Orten zum Stadtbild gehören, hat das nicht gestört. Die kannten sich – im Gegensatz zu mir – aus.

Es gibt auch Autobahnen oder so etwas ähnliches. Dass man diese in manchen Orten zu Fuß überquert, um zum anderen Teil der Stadt zu kommen, war für mich anfangs „etwas“ gewöhnungsbedürftig. Das Überqueren ist aber gefahrlos möglich, da die Qualität der Straße keine sehr hohen Geschwindigkeiten zulässt. Zumindest nicht, wenn man ein gesundes Kreuz oder ein funktionsfähiges Auto behalten möchte. Was mich auf das nächste Thema bringt …

Autos sind anders

Wie erwähnt, gibt es in Paraguay keinen TÜV. Dementsprechend sehen die Autos aus. Ich bin ja ein Fan von Reparaturen mit Gaffa-Tape – und könnte die eine oder andere Reparatur daher selbst ausführen. Drähte, Bindfäden und was sonst noch verwendet werden kann, um Teile, die auseinander fallen, zusammen zu halten, habe ich an vielen Autos gesehen. Es ist aber auch kein Wunder, dass solche Schrottkarren dort am Laufen gehalten werden: Die Autopreise liegen mindestens so hoch wie bei uns, wenn nicht höher. Und das bei einem Mindestlohn von 300 Euro.

Da wird solange an einem Fahrzeug herumgeschraubt wie es irgend geht. Hat man eine Panne, hat man unter Umständen Pech gehabt, denn einen ADAC gibt es dort nicht. Ich habe in diesem Zusammenhang allerdings erlebt, wie hilfsbereit die Menschen dort sind. Wir hatten mit einem unser Autos eine Panne und standen irgendwo in der Pampa, am Rand eines kleinen Dorfes. Ich sprach zwei Frauen an, ob man uns helfen könne. Innerhalb von Minuten standen gefühlt 20 Menschen um uns herum – darunter auch ein kompetenter Automechaniker, der das Problem fand und lösen konnte. Die Hilfsbereitschaft der Paraguayer ist umwerfend. Denn die …

Freundlichkeit der Menschen ist anders

VÖLLIG anders. Umwerfend anders. Ich habe noch nie so ein freundliches Land bereist, bin noch nie so vielen fremden freundlichen Menschen begegnet wie in Paraguay. Dass mir Positives auf meinen Reisen begegnet ist, ist für mich irgendwie selbstverständlich. Das kenne ich nicht anders. Aber die kurze Zeit in Paraquay hat wirklich alles bisherige getopt.

Nur eine von vielen Episoden, die ich erlebte. Auf der Fahrt von Ciudad de Este nach Caacupe ging es mir das erste Mal richtig schlecht. Die Busfahrt dauerte 5,5 Stunden, nach der ersten halben Stunde im Bus wurde mir schwindelig. Man sah mir wohl an, dass es mir nicht gut ging und als wir in Caacupe ankamen, ist eine Frau mit ihrer Tochter mit mir ausgestiegen, half mir mit dem Rucksack und blieb solange bei mir bis ich ein Hotelzimmer hatte, was sich nicht als so ganz einfach erwies. Erst das dritte Hotel hatte ein Zimmer für mich. Dann ging sie mit ihrer Tochter wieder weg – wohin auch immer. Ohne diese Hilfe wäre es schwer geworden. Kann ich mir das in Europa vorstellen? Leider nur sehr schwer. Ich habe mich aber nach kurzer Zeit gesundheitlich wieder gefangen. Gott sei Dank, denn das …

Gesundheitssystem ist anders

Ganz anders. Nach allem was ich gehört habe, hätte ich kein Krankenhaus von innen sehen wollen. Es gibt natürlich die Möglichkeit, Privatärzte und Privatkliniken zu besuchen. Das kann sich aber nur der Besserverdienende erlauben, denn diese müssen eben privat bezahlt werden. Eine Versicherung gibt es allerdings auch und die ist – zumindest den Zuwanderern- ans Herz zu legen. Für rund 100 Euro im Monat ist man umfassend versichert. Was für uns sehr günstig klingt, ist ein Drittel des Mindestlohns, so dass die meisten Paraguayer wohl in die staatlichen Kliniken oder in medizinische Zentren gehen, die überall zu finden waren.

Die „Qualität“ der medizinischen Grundversorgung ist vielleicht die Ursache, dass in Paraguay vergleichsweise viele Menschen an oder mit Corona gestorben sein sollen. Pro 100.00 Einwohner hat das Land deutlich mehr Tote als beispielsweise Deutschland gemeldet. Lt. offiziellen Statistiken (Stand 6.8) sind bei rd. 7.1 Millionen Einwohnern bisher 15.300 verstorben, Deutschland hat mit rd. 83 Millionen Einwohnern 91.790 Tote zu verzeichnen. Die Gefahren von Corona werden entsprechend propagiert. Und das erklärt zumindest eines. Die …

Corona-Situation ist nicht anders

Oder doch: sie war für mich fast schlimmer. Abgesehen davon dass Menschen freundlicher miteinander umgehen, man als Maskenverweigerer ein leichteres Leben hat und man sich PCR-Test und Impfausweis dank der Korruption käuflich erwerben kann, empfand ich die Situation fast noch bedrückender als bei uns.

Im deutschsprachigen Umfeld, das ich in Paraguay kennengelernt habe, dominierten – wenig überraschend – die Impfkritiker. Sobald ich es aber mit Menschen Spanischer oder Guarani-Herkunft zu tun hatte, wurde es heftig.

Auf das Thema Masken bin ich ja bereits eingegangen. Ohne Helm , zu viert mit nackter Haut, aber mit Maske Motorrad fahren, zeigt ja, wie tief die Angst sitzt. Es wundert mich leider auch nicht, dass die Menschen so ängstlich sind, die Propaganda habe ich noch um einiges massiver erlebt als bei uns. So sitzen Nachrichtensprecher, die die Abendnachrichten verlesen, allein mit Maske im Studio. Die wenige Male, in denen ich irgendwo mal den Fernseher einschaltete, konnte ich mich vor Impfpropaganda kaum retten. Es war unfassbar.

Die Schlangen vor den Impfzentren sprachen eine deutliche Sprache und mehrfach wurde Dankbarkeit für die zwei Millionen von den USA gerade gespendeten Impfdosen von Pfizer geäußert. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wohl mehrheitlich Sputnik oder der chinesische Impfstoff verimpft worden, so dass man noch nicht viele Erfahrungen mit Impfschäden machen musste.

Ich sprach mit einigen Menschen über die Impfung. Die meisten zeigten sich wenig informiert, wussten z.b. nicht, dass es sich bei allen Impfstoffen um eine Notfallzulassung handelt und dass die Studien erst 2022ff abgeschlossen sein werden. Das Positive: Die meisten waren auch offener gegenüber den Argumenten als ich es aus Deutschland oder Österreich kenne. Die Spaltung der Gesellschaft scheint mir dort (noch) nicht stattgefunden zu haben.

Mein Resümee

Man darf sich keinen Illusionen hingeben: Mir hat die Reise gezeigt, dass der Wahnsinn überall ist.

Gerade für jüngere Familien spricht trotzdem einiges für Paraguay. Wer Lust hat, sich mit Familie und Kindern im Hinterland zu verkriechen, um abzuwarten bis der Spuk vorbei ist, kann sich mit sehr viel Engagement dort vermutlich ein gesünderes Leben aufbauen, als das in Europa möglich ist. Menschen, die bei uns in Städten, in Hochhäusern eingepfercht oder auch Siedlungen leben, bietet die Freiheit in der Natur dieses weitläufigen Landes eine völlig andere Lebensqualität und auch Zukunftschancen. Ob man dafür die Nachteile und Risiken in Kauf nehmen möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Wer sich von all dem nicht abschrecken lässt, dem empfehle ich das Interview mit Evelin Huber, einer deutschstämmigen Einwanderungshelferin mit langjähriger Erfahrung, die ich kennen und schätzen gelernt habe.

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