Last updated on 14. Januar 2022
Was wurde aus einem Mobbing-Opfer?
Vielleicht erinnert sich jemand in dieser kurzlebigen Zeit an die “Geschichte einer Frau – und der Umgang mit Andersdenken in der “neuen Normalität” vom 12. September 2020. Ute D. hatte ihren Job verloren, weil Mobber aus der angeblichen “Antifa”-Szene sie mit Verleumdungen bei ihrem Arbeitgeber in ein Licht gerückt hatten, das diesen dazu veranlasste, Frau D. fristlos zu kündigen.
In dem Artikel schrieb ich im letzten Jahr über die Reaktion des Arbeitgebers:
“Es wären am Wochenende etliche Emails, sowohl bei der Lebenshilfe als auch bei der Schulleitung eingetroffen, die bezeugen würden, dass sie in der Öffentlichkeit ein Verhalten zeigen würde, das nicht mit dem Leitbild der Lebenshilfe übereinstimmen würde. Sie hätte sich rassistisch geäußert und ihre Solidarität mit den protestierenden Eltern in dem Video, in dem ein Vergleich zum 3.Reich gemacht worden wäre, sei absolut verwerflich. Außerdem sei eine Mitarbeiterin, die die staatlich angeordneten Corona Hygienemaßnahmen kritisiert und in Frage stellt, nicht tragbar in einer Schule, sodass sie nun zwei Möglichkeiten hätte: Entweder sie unterschrieb sofort den Aufhebungsvertrag oder würde eine außerordentliche Kündigung erhalten.”
Das angebliche Verbrechen von Ute D., ein Video verbreitet zu haben, welches die Aussage eines Kindes enthielt, das die Maskenpflicht mit dem Beginn des Nationalsozialismus in Deutschland in Zusammenhang brachte. Sie hatte das Video nicht gemacht, das Kind nicht dazu angestiftet, aber Verständnis für die Äußerung gezeigt. Daraufhin wurde sie zum Nazi und Holocaust-Leugnerin gestempelt mit der bekannten Folge.
Alle Beschuldigungen waren in dem Artikel als Verleumdung entlarvt worden, und im Gegenteil Frau Dawson als eine Frau gezeichnet worden, die ihr Leben lang für Menschen eintrat, die in Not waren, sich für Gleichheit und Brüderlichkeit einsetzte. Das hätte der Arbeitgeber leicht selbst recherchieren können. Tat er aber nicht.
Das dann folgende Gerichtsverfahren endete natürlich mit einem “Sieg” von Ute Dawson, allerdings mit einem Pyrrhussieg. Sie erhielt gerade genug Geld, um den Rechtsanwalt bezahlen zu können und eine ordentliche Kündigung, damit die soziale Sicherung eintreten konnte.
Nun fragt man sich, wie es sein kann, dass die Vertretung eines Arbeitgebers mit einem so unsozialen, unfairen, diskriminierenden Verhalten ohne Aufsehen zu erregen, durchkommen konnte. Und das in einer angeblich gemeinnützigen Organisation, die doch eigentlich anders agieren sollte als die verpönten Arbeitgeber wie Amazon und Co. Die Frage bleibt unbeantwortet. Nicht jedoch die Frage nach dem weiteren Schicksal der Persönlichkeit, die für das Schicksal von Frau D. mitverantwortlich war.
Ein Jahr später, am 10. Dezember erfuhr man im Ben-Kurier 1, dass die Kriminalpolizei die Wohnungen und sonstigen Räume des Geschäftsführers Martin M. durchsucht hatten, da er verdächtigt wird, während seiner Tätigkeit Geld im sechsstelligen Bereich veruntreut zu haben. Der Artikel schreibt:
“Dabei ist die Situation für die angeschlagene Lebenshilfe e.V. und der gemeinnützigen Lebenshilfe Rhein-Lahn GmbH prekär. Aktuell stehen fünfstellige hohe Zahlungen an die Krankenkasse aus. Das Insolvenzverfahren droht und die Kassen sind leer. Laut den uns vorliegenden Unterlagen, beschäftigte Martin M. Mitarbeiter der Lebenshilfe in seinen privaten häuslichen Räumen. Abgerechnet wurde erneut über die Lebenshilfe. Auch dabei sollen fünfstellige Beträge zum Nachteil des Vereins und der gGmbH angefallen sein. Mindestens drei private Umzüge sollen ebenfalls über die Lebenshilfe abgerechnet worden sein.”
Hinzu komme, so der Ben-Kurier, drohende Verfahren wegen Steuerhinterziehung und Betruges. Und nun fragt sich mancher Leser vielleicht, warum es so lange gedauert hat, bis dies sichtbar wurde, und wie es überhaupt möglich war, dass eine Persönlichkeit, welche schon in dem erwähnten Verleumdungsfall vor einem Jahr eindeutig seine soziale Inkompetenz bewiesen hatte, in einem “gemeinnützigen” Verein eine solche, auch noch mit sechsstelligen Jahresgehältern honorierte Stellung bekommen konnte.
Die Antwort könnte lauten, dass, so lange man im Narrativ mitschwimmt, niemand so genau hinschaut, wenn man es nicht übertreibt. Nachdem einige Unregelmäßigkeiten aufgezählt worden waren, führt der Artikel im Ben-Kurier aus:
“Durch fiktive Listen sollen Geldleistungen erschlichen worden sein. Und genau diese Vorsitzende der Lebenshilfe e.V. wäre verpflichtet gewesen, die Tätigkeit des Geschäftsführers zu überprüfen. Dem BEN Kurier liegen Unterlagen vor aus denen hervorgeht, dass Protokolle von Jahreshauptversammlungen mutmaßlich gefälscht wurden. Vier Exemplare einer gleichen Sitzung mit anderen Inhalt. Im letzten Auszug finden sich zahlreiche brisante Passagen der Ursprungssitzung nicht mehr.”
Schon 2019 soll nach Angabe der Zeitung eine fehlende Kassenprüfung bemängelt worden sein. Was dann an externe Unternehmen vergeben wurde, weil es wohl keine Kassenprüfer gab. Vorstandsmitgliedern wurde angeblich die Einsicht in Buchungsbelege verweigert mit der Begründung, dass die der erste Vorsitzende bereits ausreichend geprüft hätte. Ordentliche Mitgliederversammlungen hatte es wohl nicht gegeben.
Dann führt der Artikel aus, dass Vorwürfe seit Jahren von Mitarbeitern erhoben worden waren, die aber von den maßgeblichen Stellen ignoriert wurden. Die vielen engagierten Mitarbeiter der Lebenshilfe stehen jetzt vor den Scherben einer Organisation, die von den führenden Kräften zerschlagen wurde. Hoffen wir, dass sie nicht ähnlich wie Frau Ute D. letztlich diejenigen sind, welche unter den Taten der Führungskräfte leiden werden.
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