Last updated on 6. Februar 2021
Obwohl die meisten der für 2020 geplanten offiziellen Auftritte des Musikers Guy Dawson wegen der Anti-Corona-Maßnahmen abgesagt wurden, tourt er seit Monaten durch die Republik, musiziert bei Demonstrationen gegen die Einschränkungen und hat vermutlich mehr Menschen erreicht, als ihm das mit seinem offiziellen Programm möglich gewesen wäre.
Michael Dahnke: Wo sind Sie in den letzten Monaten aufgetreten? Viele Musikerkollegen sind arbeitslos, Die Ärzte haben Ende März Ein Lied für jetzt veröffentlicht, Niedecken hat sich im August publikumswirksam mit einer Gesichtsmaske auf Instagram von ›Aluhüten, Verschwörungstheoretikern und Corona-Verweigerern‹ distanziert – und Sie spielen öffentlich vor Publikum.
Jeder soll machen, was er oder sie für richtig hält. Ich lasse Die Ärzte einfach Die Ärzte sein. Ich finde, dass die Haltung, sich zu distanzieren, so weit ausgeartet ist, dass Menschen unterschiedlicher Meinung überhaupt nicht mehr vernünftig debattieren. Das ist ein Verlust eines wichtigen Teils der Demokratie. Ich hatte ein paar lokale offizielle Auftritte im Sommer, ansonsten habe ich bei vielen Demonstrationen von Kündigt Ramstein, dem Netzwerk Impfentscheid, Walk to Freedom und Querdenken sowie anderen gegen die Einschränkungen musiziert. Genauso habe ich mich musikalisch für die Freilassung von Julian Assange und die volle Wiederherstellung des Grundgesetzes, für Frieden und Freiheit in Koblenz, in Köln, in Berlin, Hannover, Magdeburg, Frankfurt und Ulm eingesetzt. Dort war und ist mein Publikum.
Zuletzt haben Sie den Song Antifa Hounds of Hell veröffentlicht – wann haben Sie angefangen, als politischer Liedermacher mit Selbstgeschriebenem aufzutreten?
Als ich Anfang Zwanzig war, trat ich mit Cover-Versionen von Billy Bragg, Bob Dylan und Irish Traditional Songs auf. Politische Lieder habe ich erst in letzter Zeit geschrieben, nachdem ich viele Jahre kaum Musik gemacht hatte. Ich war in Vollzeit als Altenpflegefachkraft tätig und kümmerte mich um meine Kinder und meine Frau. Nach einem Burnout habe ich mich 2016 als Musiker selbständig gemacht und bin seitdem in einer neuen kreativen Phase meines Lebens. Seit Beginn der staatlichen Anti-Corona-Maßnahmen im März 2020 gibt es vieles, was gesagt werden muss. Ich würde viel lieber Irish Traditional Music in Pubs und auf Hochzeiten spielen, aber ich muss jetzt diese Lieder als Waffe gegen gefährliche politische Umstände schreiben, die ein würdiges Leben unmöglich machen.
Erzählen Sie ein bisschen etwas von sich.
Ich bin 1963 in Ormskirk geboren und in Merseyside aufgewachsen. Die Tradition der Beatles ist dort noch sehr lebendig und die Musikszene vielfältig. Ich singe seit meiner Kindheit gern und habe mir das Gitarrenspiel mehr oder weniger selbst beigebracht bzw. Kniffe von Kollegen abgeguckt. Politisch habe ich mich immer mehr für den Indianer als für den Cowboy interessiert und konnte Ungerechtigkeit nie ignorieren. Irgendwann habe ich mit anderen Straßenmusik gemacht, wobei der irische Einfluss in Liverpool immer stark war. Daher bevorzuge ich Irish Folks Songs. Mein als Lehrer arbeitender Vater erzog mich als Sozialist, wir haben zuhause viel über Politik diskutiert. Liverpool hat eine lange Geschichte sozialer Probleme mit Slums, Arbeitslosigkeit und Kriminalität. Daher war Labour Party die einzige Partei, die für mich in Frage kam, und ich bin 1982 bei den Young Socialists der Labour Party eingetreten. Innerhalb der Labour Party war in Liverpool die Militant Tendency sehr stark, die sich durch ihr klares soziales Profil auszeichnete. So haben sie 6.000 Häuser im sozialen Wohnungsbau bauen lassen und sich vielfältig für soziale Projekte eingesetzt. Deren Politik für arme Liverpooler habe ich unterstützt.
Sie interessieren sich sehr für die irische Volksmusik, die eine lange Tradition mit politischen Liedern im Widerstandskampf gegen den britischen Imperialismus und die Unterdrückung in Irland hat. Sie war immer ein wichtiges Instrument im politischen Kampf. Mit Sunday Bloody Sunday hat die irische Rockband U2 sehr schnell sehr viele Menschen erreicht.
Musik erreicht Menschen auf einer ganz anderen Ebene und kein Panzer kann sie abwehren. Sie geht in die Seele und spielt mit Emotionen. Die Iren haben die Heldentaten ihrer Menschen immer in historischen Balladen beschrieben. Vor diesem Hintergrund habe ich Carolas March geschrieben und mich in diese Tradition eingereiht. Damit wollte ich der politischen Demokratiebewegung von heute ein Profil geben und Menschen unterstützen, die so viel in und von ihrem Leben für Freiheit einsetzen. 800 Jahre lang war die irische Musik eine tragende Säule des Widerstandes und diente der Aufrechterhaltung der Identität der Iren und dem Zusammenhalt in harten Zeiten, auch während des Nordirland-Konfliktes von Ende der 1960er bis zum Karfreitagsabkommen 1998. Die unmenschliche Behandlung der Gefangenen in Maze Prison in Lisburn habe ich als besonders schlimm empfunden, die gegen alles ging, was ich für anständig halte, und für mich die brutale Realität des britischen Kolonialismus zeigte.
War der Entzug des ›Sonderkategoriestatus‹ für gefangene IRA Mitglieder 1976 ein besonders berüchtigtes Beispiel?
Ja. Im Zuge dessen wehrten sich die bis dahin als politische Gefangene behandelten I.R.A.-Mitglieder u.a. mit der Weigerung, Uniformen von Strafgefangenen zu tragen. Ihnen wurde daraufhin von den Wärtern nicht erlaubt, ihre Exkremente aus den Zellen zu entsorgen, bis sie die verhängten Auflagen akzeptierten. Dem kamen sie nicht nach und mussten darum monatelang im eigenen Dreck leben. Das hat mich sehr schockiert. Dann sind Anfang 1981 ungefähr 14 Gefangene wieder in den Hungerstreik getreten, dessen prominentestes Opfer und Symbolfigur dieses Kampfes Bobby Sands am 5. Mai 1981 nach 66 Tagen Hungerstreik starb. Die britische Regierung hatte nach einem ersten Hungerstreik im Oktober bereits im Dezember 1980 eingelenkt und den Forderungen der I.R.A.-Mitglieder zugestimmt. Als klar wurde, dass die Regierung unter dem neoliberalen Aushängeschild Margaret Thatcher nicht bereit war, sich an die Vereinbarungen zu halten, wurde der Hungerstreik wieder aufgenommen und insgesamt 10 Streikende sind gestorben. Der Mut von Bobby Sands und der anderen hat mich tief beeindruckt. Die höhnischen Reaktionen vieler Briten sowie die Wortbrüche und Verbrechen der britischen Regierung gingen nicht spurlos an mir vorbei. Ab dann war mir klar, dass Menschenrechte das höchste Gut sind.
Sie schreiben aber nicht nur politische Lieder.
Ich schreibe über das, was mich bewegt und was ausgedrückt werden soll, also z.B. ein Lied über den Schriftsteller Jean Genet und mit Good Bye Mother über meine schwierige Beziehung zu meiner Mutter. Besonders geprägt hat mich aber der politische Umbruch des Neoliberalismus, der zeitlich mit meiner eigenen Sturm und Drang-Zeit zusammenfiel. Margaret Thatcher ließ 1984–85 den einjährigen Bergarbeiterstreik gewaltsam von der Polizei niederschlagen und zerstörte so die Macht der organisierten Arbeiterklasse. Ich war damals 23, holte mein Abitur nach und sammelte mit Mitschülern Geld für die streikenden Bergarbeiter.
Die Politik der eisernen Lady brachte mich auch dazu, England zu verlassen. Ich hatte nach dem Abitur begonnen, Deutsch und Holländisch zu studieren, brach das Studium dann aber ab und begann, mit Gitarre in Europa auf Reisen zu gehen. Ich fand die absichtsvoll vorangetriebene neoliberale Spaltung der Gesellschaft zwischen Arbeitern und Mittelschicht seit dem Amtsantritt Thatchers 1979 schlimm. Verglichen zur aktuellen Lage in Großbritannien und Deutschland mit Johnson und Merkel war es damals noch paradiesisch gewesen.
Wer ahnte das vor 35 Jahren?
Niemand.
Sie sind dann in Deutschland und Europa herumgereist?
Ab 1988 zog ich in Europa als Straßenmusiker herum und habe viele unterschiedliche Menschen und Musiker kennen gelernt, auch aus der DDR und der Tschechoslowakei, die mir ans Herz gewachsen sind. Sozial gesehen war damals alles friedlicher in Europa, es gab weniger soziale Spaltung, weniger Kriminalität. Es war insgesamt angenehmer.
Sie leben seit 30 Jahren in Deutschland?
Nein, ich war von 1992 bis 1993 in Prag und habe dort hautnah den Umbruch erlebt, als sich am 31.12. die Tschechoslowakei in die unabhängigen Staaten Tschechien und Slowakei trennte. Prag war ein Paradies für Musiker, dort fand man Musiker aus aller Welt und viele Touristen. Es war frei und wir machten auf der Straße, in Parks und Pubs Musik und rauchten Gras. Jeder konnte machen, was er wollte, Václav Havel ließ das damals alles zu. Diese Freiheiten wurden später mit Gesetzen stark beschnitten. In dieser durchaus auch als anarchistisch zu bezeichnenden Zeit habe ich gelernt, wie Anarchismus funktionieren kann. Ich habe dort keine Gewalt erlebt und die Stadt war überall und jederzeit – auch für Frauen – sicher. Diese wunderschöne Zeit möchte ich nicht missen.
Trotzdem haben Sie erst in den letzten beiden Jahren begonnen, politische Lieder zu schreiben? Wie kam es zu diesem Wandel?
Ich würde lieber ein schönes Leben genießend meine Blues-, Irish Folk- und andere Lieder in Pubs oder Party-Musik in einer Band spielen, aber die Situation ist zur Zeit unerträglich. Es gibt Sachen, die gesagt werden müssen. Das ist alles. Wir leben laut Sheldon Wolin in einer Welt des ›umgekehrten Totalitarismus‹ . Wolin hat mit diesem Ausdruck die Situation vor 20 Jahren in den USA beschrieben, mittlerweile macht aber eine starke wirtschaftliche Lobby Politik in der ganzen westlichen Welt und Regierungen sind nur noch Handlanger. Es herrscht – höflich ausgedrückt – ein großes demokratisches Defizit. Ich fühle mich reifer, musikalische Texte und Melodien zu schreiben. Der “Philanthrop” Bill Gates ist gefährlich. Kein Mensch hat ihn gewählt, aber er hat weltweit große Macht. So entstand der Text für Who the fuck is Bill Gates5. Politische Tatsachen werden von Medien völlig ignoriert und ich sehe hier einen Bedarf, kenne keine Lieder über diese Dinge. Ein weiteres Thema ist für mich der Wandel der antirassistischen Antifas der 1980er in die Blockwarte des gegenwärtigen politischen Systems und die daraus entstandene Transatlantifa – um es mit Markus Fiedler und Dirk Pohlmann von den Geschichten aus Wikihausen zu sagen. Diese schwarzgekleideten Menschen sehen aus wie die Schwarzhemden der italienischen Faschisten der 1930er Jahre. Sie sind darüber hinaus gewaltbereit und greifen Demokratie- und Freiheitsbewegungen an.
Entstand so das Lied Antifa Hounds of Hell ?
In Koblenz haben “Antifanten” gegen die Vortragssreihe Koblenz im Dialog8 und unsere Demonstrationen für das Grundgesetz demonstriert. Diese Menschen wüteten herum, beleidigten uns als Rechte und warfen uns Antisemitismus vor. Die Absurdität ist nicht zu übersehen, wenn man ihr Auftreten sieht. Dazu konnte ich nicht schweigen, wollte das dokumentieren und ein kurzes und knackiges Lied daraus machen. Ich konnte damit meine Gefühle gegenüber diesen Pseudolinken ausdrücken.
Das Lied wurde dann aber noch nicht veröffentlicht…
… weil ich es noch nicht beendet hatte. Es lag längere Zeit unfertig herum, bis meine Frau, Ute Dawson, die jahrelang bei der Lebenshilfe Koblenz gearbeitet hatte, rechtswidrig fristlos entlassen wurde.
Wieso das?
GD: Sie hatte am 15. August 2020 ein Video hochgeladen, in dem Eltern und Kinder lautstark gegen die Maskenpflicht für Kinder protestierten. Ein etwa neun oder zehn Jahre altes Mädchen, das sie nicht persönlich kannte, rief da ins Mikrophon: »Wir sind doch nicht im 3. Reich, warum müssen wir alle Masken tragen?« Dafür wurde sie von der Transantlantifa bei ihrem Arbeitgeber denunziert. Jochen Mitschka hat diese unglaubliche Geschichte minutiös nachgezeichnet und bei RT veröffentlicht. Diese Ereignisse und die orchestrierten Denunziationen der Transantlantifa waren Auslöser, das Lied zu beenden.
Und anschließend auch rasch produzieren zu lassen?
Die Suche nach einem Produzenten war alles andere als einfach. Ich bin Frank Reuter und Marcel Wojnarowicz von Die Bandbreite wirklich dankbar, dass auch sie keine Angst vor der Transantlantifa haben und das Lied produzierten.
Waren Sie auch vor der aktuellen Situation politisch aktiv?
Ja. Ich habe in Deutschland eine Ausbildung zum Altenpfleger gemacht und war von 2000 bis 2004 Betriebsratsvorsitzender für 240 Mitarbeiter im Arbeiter-Samariter-Bund gewesen. Auch war ich viele Jahre Ver.di-Mitglied und von Anfang 2014 bis März 2019 Mitglied der Partei DIE LINKE, um nur einmal meine Mitgliedschaften in offiziellen Parteien und Organisationen aufzuzählen.
Warum sind Sie in DIE LINKE eingetreten und warum haben Sie sie dann fünf Jahre später wieder verlassen?
Vorweg: Ich fühle mich heute als eine Art Christ, ohne auf eine Konfession festgelegt zu sein. Die anthroposophische Art, die spirituelle Welt zu erleben, ist mir wichtig. Gleichzeitig war ich immer sozial engagiert. Darum sah ich DIE LINKE als meine natürliche politische Heimat und trat ein. Ich sah damals noch nicht, dass die Mitglieder der LINKEN überhaupt keine politische Arbeit machen. Sie tun jedenfalls dezidiert nichts, was auch nur im entferntesten eine politische Wirkung zeigt und erkennbar etwas in der Gesellschaft oder der Wirtschaft verändern könnte.
Stellt DIE LINKE den herrschenden Einfluss der Großunternehmen auf die Politik in Frage?
Genau das tut sie nicht und macht sich damit komplett überflüssig. Ich nahm tatsächlich an, dass DIE LINKE im Deutschland des Jahres 2007 links von der S.P.D. ähnliche Ziele einer Arbeiterbewegung wie die Labour Party der 1980er Jahre in England verfolgte. Ich habe sie als ›hard-left‹, also wirklich als Linke, Sozialisten, die ihren solidarischen Prinzipien verpflichtet sind und diesen folgen, fehlinterpretiert.
Aber bei der LINKEN ist doch beispielsweise Antirassismus ein ständig wiederkehrendes Thema. Ist das kein solidarisches Prinzip?
Natürlich, Antirassismus ist eine wichtige Bedingung, links zu sein, und die Art des Umgangs mit dem Rassismus durch die Partei veranschaulicht sehr schön deren Kernproblem oder besser: eine der wirkungsvollsten Vermeidungsstrategien. Die Mitglieder der LINKEN tragen das Label Antirassismus ständig vor sich her. Für Linke ist das doch absolut selbstverständlich. Wenn man nur darüber redet und es zum Fokusthema macht, hat man den Kern dessen, was eine linke Partei ausmacht, eindeutig verfehlt. Der Kampf ist unten gegen oben. Es hilft nichts, sich aufzuregen, dass die Unterdrücker eine andere Hautfarbe als die Unterdrückten haben. Wir brauchen ein faires System für alle Menschen.
Vergleichbar mit der sprachlichen Gleichberechtigung der FrauInnen?
Warum soll ich ständig über die Notwendigkeit der Gleichberechtigung von Männern und Frauen reden, wenn diese seit 1968 gesetzlich verankert ist? Ja, Frauen werden auch hier vielfach für dieselbe Arbeit noch schlechter bezahlt als Männer. Dafür ist die Selbstmordrate bei Männern dreifach so hoch, sie sterben früher, und die meisten Obdachlosen sind Männer, die oft noch die körperlich schwersten Arbeiten verrichten. Wollen die Frauen da auch eine Gleichberechtigung? Sehen sie die Lösung wirklich in fixen Beschäftigungsquoten z.B. bei der Müllabfuhr, auf dem Bau, im Bergbau und in der Kanalisation? Wenn Frauen vom Patriarchat reden, kann ich das nicht ernst nehmen, denn die paar superreichen Männer repräsentieren weder die Macht und die Möglichkeiten noch teilen sie das Schicksal der 99,999% der Männer auf dieser Welt. Wir müssen über die Themen reden, die Dinge tun, mit denen wir in diesem politischen System die Machtfrage stellen. Wir müssen uns der faktischen Unterdrückung der 99 % durch das 1 % der Reichen stellen, das ist heute das linke Thema. Ökonom und Nobelpreisträger Professor Joseph Eugene Stiglitz hat als Erster ›Of the 1%, by the 1%, for the 1%‹ in einem gleichnamigen Artikel über diese Ungerechtigkeit geschrieben. Wenn wir das nicht tun, ist alles andere unsere wertvolle Lebenszeit verschwendendes Glasperlenspiel.
Sind Antirassismus und die Emanzipation der Frauen irrelevant geworden?
Nein! Jeder soll Antirassist sein und Frauen haben das Recht auf Gleichbehandlung und gleiche Möglichkeiten. Aber es ist kein Fortschritt, dass ein Barack Obama als Schwarzer den Präsidenten der U.S.A. gespielt hat, wenn die U.S.A. an jedem Tag seiner Amtszeit Krieg geführt haben. Die Präsidentschaft eines schwarzen Friedhofsnobelpreisträgers in den U.S.A. brachte nichts. Es bringt auch nichts Positives, wenn eine Frau als Bundeskanzlerin den bundesdeutschen Mittelstand bewusst zerstört. Das ist kein Fortschritt für unterdrückte Schwarze oder für um ihre Emanzipation kämpfende Frauen. Eine Partei DIE LINKE, die diesen Namen verdient, muss die Mächtigen herausfordern, also genau das 1 %, das Politikdarsteller wie Barack Obama oder Angela Merkel wie Marionetten steuert und Politik spielen lässt. Dieses systemische Problem haben Politiker der LINKEN immer dezidiert ausgeblendet und das politische System nie wirklich herausgefordert. Da konnte ich nur noch austreten.
Warum hat man sich aber Ihrer Meinung nach dann überhaupt die Mühe der Gründung einer Partei DIE LINKE gemacht?
Nach meiner Wahrnehmung werden damit Aktivisten gebündelt, um deren Energie und Veränderungswille gezielt ins Leere laufen zu lassen und damit unschädlich zu machen. Bei Koblenz: Im Dialog trat beispielsweise Ernst Wolff auf, den ich kennenlernen wollte. Da sagten mir ganz viele ›Linke‹: ›Da darfst Du nicht hin, den darfst Du Dir nicht anhören, da sind lauter Antisemiten und ganz schlimme Leute und Ernst Wolff hat bei der AFD einen Vortrag gemacht.‹ Um sich ein Urteil über Ernst Wolff zu bilden, braucht man nur The Wolff of Wall Street SPEZIAL: Agenda 2021 – Ein neues Geldsystem und KenFM-Spotlight: Ernst Wolff über ein Leben ohne Geld zu hören. Und darum sagte ich diesen Menschen: ›Ich habe Videos von Ernst Wolff gehört, er interessiert mich. Es gibt weder Rassistisches noch Antisemitisches von Ernst Wolff. Darum will ich ihn hören. Seine ökonomischen Analysen sind klar und präzise und er sagt nichts anderes als Joseph E. Stiglitz oder Noam Chomsky.‹ Das wurde bar jeder sachlichen Argumentation von diesen ›Linken‹ lautstark bestritten. Ich fragte: ›Habt Ihr Ernst Wolffs Buch gelesen?‹ Das hatten sie nicht und wussten trotzdem, dass er ein ganz Schlimmer ist.
Mein Fazit lautet daher: Diese “Linken” haben frei von Sachkenntnis und Fakten einen kompetenten Aufklärer denunziert und gegen seinen und weitere Vorträge in Koblenz Stimmung gemacht. Die Verbreitung von Informationen und Meinungen ohne Sachkenntnis quasi mit einer Vorzensur wie in einer Diktatur gewaltsam zu unterdrücken war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen und mich zum Austritt gebracht hat. In DER LINKEN ist es seitdem ja nicht besser geworden. Im November 2019 beantragte der Kreisverband Vulkaneifel der LINKEN die Neuwahl des Landesvorstands und der Landesschiedskommission, und die Begründungen dieses Antrages zeigen deutlich, in welchem Zustand sich diese Partei jetzt befindet.
Worauf führen Sie diesen Zustand der LINKEN zurück?
Weil ich nicht verstanden habe, warum sich die Vertreter der LINKEN, Mitglieder der Grünen und andere so eisig gegenüber bestimmten Personen und Meinungen benommen haben und benehmen, habe ich begonnen, nachzuforschen, um die Gründe in Erfahrung zu bringen. Eine treibende Kraft ist die von einer ehemaligen ›IM‹, Anetta Kahane, geleitete Amadeu-Antonio-Stiftung. Dazu muss ich gar nichts weiter sagen, sondern verweise auf die informativen Recherchen von Markus Fiedler und Dirk Pohlmann. Dann stieß ich auf Menschen innerhalb der LINKEN, die nicht links waren, Menschen mit zionistischen Tendenzen, die alles taten, um jede Kritik an der Apartheid-Politik der rechtsgerichteten Likud-Regierung in Israel gegen die Palästinenser zu unterdrücken. Laut des amerikanischen Journalisten Max Blumenthal ist eines der erklärten Ziele der Antideutschen innerhalb der Partei DIE LINKE ›to crush the left‹. Das waren Erklärungen dafür, wie DIE LINKE so systematisch ausgehöhlt werden konnte, damit keine echte linke, politische Opposition in Deutschland mehr existiert.
Sehen Sie hier und heute ernst zu nehmende Politiker?
Ich war ein Anhänger Sarah Wagenknechts, die Aufstehen dann aber verlassen hat. Was sie sagt, ist gut und trotzdem führt es zu nichts, weil sie nur spricht und es keine Organisationsstruktur dahinter gibt, die dann konkret umsetzt.
Welche Vertreter der deutschen Friedensbewegung machen Ihnen heute wirklich Hoffnung, wen halten Sie für einen ernstzunehmenden Aktivisten in der deutschen Friedensbewegung?
Sabiene Jahn, meine Friedensfreundin, die freie Journalistin, der 2019 zusammen mit Julian Assange der 6. Kölner Karlspreis für 2020 von der Neuen Rheinischen Zeitung verliehen worden ist. Sie ist sehr intelligent und wortgewandt, eine prinzipientreue Kämpferin. Auch Dirk Pohlmann, der ja wirklich einer der ganz großen Journalisten der deutschen Gegenwart ist, ist zu nennen, der präzise Rechercheur Paul Schreyer, also all’ die Menschen, die sich schon seit Jahren ernsthaft mit diesen Themen auseinandersetzen. Dirk Pohlmann, den ich auch persönlich kenne, hat ein derartig umfangreiches Wissen zu den Themen Staatsrecht und Tiefer Staat, dass man an dieser Stelle unbedingt auf seinen Vortrag Der duale Staat: Recht, Macht und Ausnahmezustand hinweisen muß.
Welche Eigenschaften sollten Führungspersönlichkeiten Ihrer Meinung nach sonst noch mitbringen?
Für mich sind Führungspersönlichkeiten Menschen mit Herz und Anstand, die insbesondere die Probleme der wirtschaftlich weniger Begüterten ernst nehmen und ihnen mit linker Politik eine Stimme und ein Gesicht geben. Markus Haintz hat das im Interview mit Rüdiger Lenz auf den Punkt gebracht, »dass man einfach da wegkommt von diesem politischen Bild, da steht einer auf’ner Bühne, der poltert, gegen wen auch immer, dann applaudieren Sie alle und dann fragen Sie den: Was sollen wir tun? Sie müssen selber in die Eigenverantwortung kommen!« Wir müssen selbst die Verantwortung für uns übernehmen. Eine Politik der alternativlosen Angst, wie sie die gegenwärtige neoliberale deutsche Bundeskanzlerin von Beginn ihrer ersten Amtsperiode an realisiert hat, nützt nur ihren Auftraggebern, dem einen 1 %, das jetzt mit ihrer und vieler anderer Politiker Hilfe den Krieg gegen uns, die 99 %, führt.
Wann, würden Sie sagen, ist die Situation so, dass die größten politischen Probleme gelöst sind, wann ist Ihrer Meinung nach ein politisch vertretbarer Status quo erreicht?
Das Grundgesetz muss wieder gültig sein und von der Legislative, Exekutive, Judikative und den Medien voll akzeptiert und verteidigt werden. Dieses Grundgesetz ist zumindest in seinen ersten zwanzig Artikeln eine gute Grundlage für den Aufbau einer demokratischen und freien Gesellschaft. Das Infektionsschutzgesetz muss entsprechend revidiert werden und darf nicht als Grundlage zum Aufbau einer pharma-faschistischen Diktatur in Deutschland missbraucht werden.
Woher beziehen Sie bei all’ Ihrer Arbeit und insbesondere in der gegenwärtigen Situation Ihren Mut und Ihre Stärke?
Zuerst und an erster Stelle macht mich die Liebe zu meiner Frau, meinen Kindern und zu meinen Enkeln stark. Zweitens haben Menschen meines Alters einfach kein Recht auf Feigheit. Ich habe ein tolles Leben gehabt, bis jetzt, ich habe eine liebe Frau, zwei wunderbare Kinder, und habe soviel geschenkt bekommen, wofür ich dankbar bin. Ich habe alles erreicht, was ich erreichen wollte und in meinem Alter ist es nun an der Zeit, zurückzugeben.
Es ist mir wirklich wichtig, mich dafür einzusetzen, dass auch die nächste Generation in einer gesunden und gerechten Welt aufwächst. Sie sollen mindestens die Möglichkeiten bekommen, die ich in meiner Kindheit und Jugend hatte und den Schutz, den ich genossen habe vor tödlichen Impfungen und Gesichtsmasken. Das möchte ich meinen Kindern und Enkelkindern, deren Freunden und Freundinnen, auch ermöglichen. Ich weiß einfach, dass es kein besseres Ziel gibt. Drittens sind es Menschen wie Carola, für die ich Carolas March geschrieben habe, und all’ die anderen, die ich bereits aufgezählt habe, die, die gemeinsam zusammenstehen, informieren, widerstehen, aufklären, dieselben Ziele wie ich verfolgen. Am Ende des Tages, also Mut hin oder her, am Ende des Tages tue ich das, meine Lieder singen und demonstrieren und diskutieren, weil ich das tun muss. Sie kennen doch den berühmten Spruch, den Martin Luther so tatsächlich nie gesagt hat: ›Hier singe ich, ich kann nicht anders. Amen!
Bildnachweis: ©Guy Dawson / privat
————————–—-
Unterstützen mit einem Abo: https://www.patreon.com/frischesicht
Sie können uns auch mit Bitcoin unterstützen


Bitcoin Adresse: 35kAeRvsv5o6y3rCbWRUpsjw9dGyjBmPAp
Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung des freien Journalismus
————————-
Die Redaktion ist um das Abbilden eines breiten Meinungsspektrums bemüht.
Meinungsartikel und Gastbeiträge müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln!

Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz
(Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.