Last updated on 20. Dezember 2020

Seit 1997 tourt Arne Schmitt mit seinem umgebauten Van, in dem er auch lebt, quer durch die Welt. Als leidenschaftlicher Straßenpianist spielte er in Deutschland, England, Frankreich, Italien, Polen, Österreich, Norwegen, Schweden, Dänemark, Tschechien, Hongkong, China, Irland, Scotland, Holland und vielen anderen Städten, um “Harmonien in unruhige Gassen zu tragen und Akkorde über Felder und Seen, die Dich an die wichtigsten Dinge im Leben erinnern sollen. Piano Across the World möchte eine Botschaft weitertragen, die in unserem hektischen Alltag leider oft untergeht. Lächle, konzentriere dich auf Dein Wohlbefinden und entspanne.”
So beschreibt er selbst es auf seiner Website. Catch Your Dreams. The Melody of Life steht da weiter einleitend. Und so lädt sein Spiel zum Träumen, Nachdenken und Verweilen ein.
Vor ein paar Tagen erreichte mich ein Youtube-Video:
Ein Pianist lässt Töne in den untergehenden Tag hineinfließen, umringt von ein paar Passanten, kaum Masken, meist Abstände, Jemand hält eine brennende Kerze in der Hand, es ist friedlich. Ein paar Polizisten kommen auf ihn zu, einer bittet ihn, aufzuhören zu spielen, da die Abstände nicht eingehalten würden, außerdem sei die Versammlung beendet. Die Versammlung, um die es zuvor ging, war eine der sogenannten Corona-Kritiker, die am 18. November in Berlin stattgefunden hatte, um sich gegen die Verabschiedung des neuen Infektionsschutzgesetzes zu wenden. Arne Schmitt entgegnete, dass er lediglich Straßenmusik spiele, dafür habe er nachweislich eine Genehmigung.
Der selbe Polizist, der ihn zuvor von der anderen Seite der Straße auf diesen Platz verwiesen hatte, ließ den Pianisten nun abführen, obwohl er bereits nicht mehr musizierte, sondern stattdessen argumentierte, dass diese Aktion der Polizisten nicht rechtens sei. Umringt von weiteren Polizisten wurde er zu Boden gedrückt und in Handschellen zum Polizeiauto geschliffen.
Ein paar Stunden zuvor zeigt ein weiteres Video Schmitt die Deutschlandhymne begleiten, die Demonstranten singen lautstark. Kurz darauf rücken Wasserwerfer an, Schmitt und sein Flügel befinden sich nun zusammengedrängt inmitten der Demonstrierenden, Schmitt erhebt seine sonore Stimme, steht dabei inzwischen auf seinem Flügel und ruft wie alle Anderen: “Wir bleiben hier, schließt euch an! Frieden, Freiheit..”
Kein Krimi, bittere Realität!
https://m.facebook.com/watch/live/?v=380104079974996&ref=watch_permalink&_rdr
Heute sprach ich mit Arne Schmitt:
K.F.: Hast Du eine Veränderung feststellen können in dem, wie die Menschen seit dem Lockdown im März auf Dein Musizieren auf der Straße reagieren?
A.S.: Zu Beginn des ersten Lockdowns im März gab es noch keine Maskenpflicht, doch Straßenmusik ging auch nicht. Erst Ende April dann wieder. Da blieben die Leute stehen und freuten sich, setzten sich auf den Boden. Es war ein kleiner Lichtblick für sie, endlich wieder Musik, sie hörten mir noch intensiver zu, haben mir auch mal einen Zehneuroschein zugesteckt, viel applaudiert.
Im Oktober mache ich meist meine Haupttournée, da spiele ich in vielen verschiedenen Städten. Und da gab es nun diesmal eine Frau, die mir ansonsten so gerne zuhört und sich jetzt aber entschuldigte, dass ihr das, wenn sie hier jetzt eine Maske tragen müsse, einfach keine Freude mehr mache, und auch für mich wird es da schwierig: die Masken machen das nun erst richtig kaputt, wer will schon die Maske länger tragen als unbedingt nötig, und es gibt einfach kaum Kontaktmöglichkeit mehr. Ich trage auch Maske, weil ich keine Lust habe auf die Blicke der Anderen und auf Diskussionen. Da gibt es so viel Angst vor Strafe, das ist ein ganz perfides Spiel.
K.F.: Was ist Deine Botschaft, wenn Du im Moment auf den coronakritischen Demos spielst?
A.S.: Mein Piano hat sehr viel Kraft, es steht für Frieden, es ist keine Waffe und erregt Aufmerksamkeit. Ich kann den Konsenz der coronakritischen Bewegung auf diese Art unterstützen und komme mit Menschen ins Gespräch. Die Bewegung wird viel missverstanden, oft kommt es gar nicht dazu, dass die Leute sich überhaupt ein neutrales Bild davon machen, wenn die Medien derart einschlägig von Rechtsextremen, Verschwörern, etc. in diesem Zusammenhang sprechen. Da kann ich mit dem Piano wunderbar zeigen, dass wir eben nicht alle Rechtsradikale und Verschwörer sind, denn die Leute, die mich sehen und kennen wissen, dass ich sensibel und friedvoll bin und offen für andere Kulturen, nachdem ich durch die ganze Welt reise. Musik ist friedlich, ich möchte einfach, wie alle Anderen dieser Bewegung auch, dass wir in einen Diskurs miteinander gehen.
Je mehr das unterdrückt wird, desto mehr darf man doch spekulieren, dass da etwas nicht stimmt, wenn wir alle über den selben Kamm geschoren werden. Mit meinem Piano kann ich meine Haltung vehement, aber diplomatisch ausdrücken.
K.F.: Wie hast Du Dich gefühlt, als es am Abend des 18. November tatsächlich zum Ärgsten kam und die Polizisten Dich mitnahmen?
A.S.: Ich hab mich wirklich erschrocken, weil ich damit nicht gerechnet hatte. Normalerweise bleibe ich ruhig und gefasst und kann auch gut argumentieren in solchen Situationen, doch da hatten sie mich ja schon gepackt und niedergedrückt.
Als ich dann quer im Auto mit Handschellen auf dem Boden lag zwischen den Radkästen, hörte ich die Polizisten: Widerstand gegen Staatsgewalt, getreten und geschlagen auch… Da bekam ich Angst, dass sie mich in U-Haft stecken. Dabei ist auf dem Video ja dokumentiert, dass ich ganz friedlich blieb. Ich dachte nur, ich muss jetzt deeskalieren. Dann ging’s ums Klavier; letztlich habe ich dann in Begleitung von Polizei mein Klavier wieder eingeladen und danach konnte ich gehen. Ich werde nun eine Strafanzeige stellen, da kenn’ ich mich aus und habe einen guten Anwalt, den ich gleich kontaktierte und der meine Geschichte sofort veröffentlichte und das nun in die Hand nimmt.
Die Polizei greift im Moment zu schnell und zu hart durch und sobald sie aggressiv oder handgreiflich tätig werden, haben wir die Möglichkeit Strafanzeige zu stellen. Ich versuche immer friedlich zu bleiben, meistens genügt es schon, wenn ich mit lauter Stimme und meiner Körpergröße auftrete.
Ich verstehe auch ein bisschen die Polizei, die jetzt einfach Angst hatten, dass sich hier nun eine neue Demo entwickelt, nachdem die eigentliche Demo schon aufgelöst worden war. Dabei handelte es sich ja hier nur um Straßenmusik, das erkannte man auch am Publikum. Daher musste ich an dieser Stelle einfach nach dem Grundsatz handeln: wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht. Aus diesem Grund wollte ich mich da durchsetzen und nicht klein bei geben.
K.F.: Was ist Deine Vision für die kommende Zeit?
A.S.: So gut ich kann weiter mitzuwirken zur Aufklärung der Lügen, den Lockdown zu beenden, damit Menschen wieder ins normale Leben zurückkehren können und aufgeklärt wird, was hinter allem steht.
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