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Ilse schreibt nix zu „EU-Sanktionen gegen Russland“

Moin Leute! Ich grüße Euch wieder. Diesmal allerdings ohne Video. Das hat mit meiner heißgeliebten russischen Mütze zu tun. Ich bin da ja in Teufels Küche gekommen. Aber dazu später, denn das hat eine Vorgeschichte.

Ihr habt das ja vielleicht verfolgt, dass die Medien jetzt vor einigen Tagen dann mitgekriegt haben, dass schon seit acht Jahren Krieg in der Ukraine herrscht. In dem Moment, in dem Putin aber in die Ukraine einmarschiert,  regt sich das deutsche Gutmenschentum vollends auf und wirft verbal Friedenstauben in die Luft. Also versteht mich nicht falsch, dieser Einmarsch ist zu verurteilen, keine Frage, allerdings nicht ohne Blick auf die Vorgeschichte, würde ich mal sagen. Dass man aber im Namen des Friedens den Export von deutschen Waffen in die Ukraine befürwortet, die dann mit großer Wahrscheinlichkeit ausgerechnet diejenigen unterstützen, die einem gerade sozialmedial verbreitet vom Foto aus mit Hakenkreuz im Hintergrund und bis an die Zähne bewaffnet angrinsen, ist doch irre. Da wirst Du als normaler Mensch doch völlig bekloppt in der Birne. Was für ein Chaos. Aber ich sag da nix zu. Ich sag da nix zu. Keinen Pieps. 

Besser ist das, denn die Oberguten sind ja nun die Herrschaften von der EU. Die haben sich jetzt zum Friedensadler über Europa aufgeschwungen und sanktionieren, dass die Schwarte kracht. Wahrscheinlich volltrunken. Anders ist der absurde Mist ja nicht zu erklären, der dabei rausgekommen ist.

Nun weiß ich ja nicht, wie es Euch geht, aber wenn mir jemand sagt: Unter gar keinen Umständen darfst du dieses oder jenes tun, dann will ich genau das. Der Grund ist ganz einfach: Ich bin vorher gar nicht drauf gekommen, nach dem Motto: Denkt nicht an rosa Elefanten. Wenn in der Zeitung also zum Beispiel mit moralischem Duktus angehaucht steht, dass Fleischkonsum ungesund ist, bekomme ich sofort eine Mordslust auf Mettbrötchen. Auch dann, wenn ich seit Jahren gar nicht mehr an Mettbrötchen gedacht hatte und ich die vielleicht auch normalerweise gar nicht so besonders lecker finde.

So geht es mir jetzt mit den Sanktionen gegen Russland. Edeka, Rewe und so weiter boykottieren ja jetzt russische Produkte. „Kauft nicht bei XY“ ist also gerade wieder en vogue. Als ich das mitbekommen habe, bin ich gleich mal in den Rewe bei mir um die Ecke gestiefelt und habe eine Verkäuferin angesprochen, sie möge mir doch beim Einkauf helfen. Dann habe ich meine Liste mit 30 russischen Artikeln aus der Manteltasche gefummelt und dann nach und nach nachgefragt: „Haben Sie eingelegtes Gemüse von „Pikanta“? Kopfschütteln. „Dann brauche ich noch meine „Hercules“-Haferflocken.“ Kopfschütteln. „Meine Sonnenblumenkerne „Babkiny“, meinen „Richard Royle Tea“, passend dazu gezuckerte Kondensmilch und für meinen Kräuter-Ansatz „White Birch“-Wodka. Ach ja, und für meinen Besuch am Wochenende meine „WB“-Würzmischung…“ und so weiter. Schließlich kam die Verkäuferin so ins Schwitzen, dass sie den Filialleiter geholt hat. Der wurde stinksauer, hat mir ein lebenslanges Hausverbot erteilt und mich achtkantig aus dem Laden befördert. Ich sag da nix zu. 

Es wird aber noch besser, denn russische Teilnehmer sind ja jetzt von sämtlichen Turnieren des Jahres 2022 ausgeschlossen. Richtig, mit Sport habe ich normalerweise nichts zu tun, aber ihr wisst ja jetzt, wohin das bei mir führt, wenn man mir als 72-jähriger vorschreiben will, was ich zu tun oder zu lassen habe. 

Ich habe dann erst mal beim lokalen Fußballverein angerufen: „Guten Tag, mein Name ist Irina Wischkowkajawa. Ich möchte gerne in den Verein eintreten und mich für das Seniorenkicken anmelden.“ Keine Chance. Täte ihm ja leid. Ha, wer´s glaubt. Mein Hinweis, dass man dann aber auch den Vereinsnamen „Borussia Heide“ konsequenterweise umändern müsste, hat ihn dann so geärgert, dass er aufgelegt hat. So schade.

Außerdem könnt ihr mir glauben, dass mir Katzen-Shows normalerweise dort vorbeigehen, wohin die Sonne nicht scheint. Es dürfen jetzt allerdings keine russischen Katzen mehr an internationalen Shows teilnehmen. Das hat mein Interesse geweckt. Die internationale Katzenföderation (ja, das ist eine Sache!) hat das so entschieden. Ich habe mir jetzt eine Rassekatze „russisch blau“ gekauft. Sehr schönes schlaues Tier. Dann habe ich mit den Veranstaltern der Katzenausstellung „Miezhaus“ in Rostock Kontakt aufgenommen und Fotos hingeschickt, inklusive Anmeldung zur Ausstellung im April. Da habe ich noch keine Antwort bekommen. 

Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass ich eine der Wenigen bin, denen das so geht mit den Sanktionen. Als ich nach dem Einkaufen nach Hause wollte, reißt mir an der Bushaltestelle eine Frau vom Ordnungsamt kreischend meine Mütze vom Kopf: „Die ist konfisziert! So etwas tragen wir hier nicht mehr. Haben Sie denn nicht mitgekriegt, dass es jetzt Sanktionen gegen Russland gibt?“ Da frag ich zurück, was denn das mit der so wunderbar wärmenden Mütze zu tun habe. Das Tier soll ja nicht umsonst gestorben sein, außerdem sei es ein Erbstück. „Ja eben, sie werden schon sehen, dass das Konsequenzen hat. In 14 Tagen müssen Sie zu einer Anhörung kommen. Ich verhänge hier nur das Bußgeld. Macht 150 Euro. Und das nur, weil ich einen guten Tag habe.“ „Kann ich mal Ihren Ausweis sehen?“ „Diese Frechheit kostet Sie jetzt weitere 150 Euro.“ Halleluja. 

So. Und das ist nun die Lage. Ich hole mir die Mütze auf jeden Fall zurück, darauf könnt Ihr wetten. Ich halte Euch dazu auf dem Laufenden, denn dass ich mir den Mund nicht verbieten lasse, darauf könnt ihr Euch auch verlassen. In dem Sinne, bis nächsten Samstag. Eure Ilse.


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Jana
Jana
1 Jahr zuvor

Besser könnte man es kaum auf den Punkt bringen 😍👍😔

© Frische Sicht 2020
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