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Demokratie 2.0: Widerspruch? Kündigung!

Sonja (38) ist Hauskrankenpflegerin in Wien. Falsch. Sonja war Hauskrankenpflegerin in Wien. Ungeimpft zu sein, ungeimpft bleiben zu wollen und dann auch noch Kollegen aufzufordern, dem Impfdruck nicht nachzugeben, ist ein derartiges Verbrechen, dass man sie schnellstmöglich loswerden musste. Es gibt ja mehr als genug hochmotivierte Pflegekräfte in Österreich. Da fehlt es nicht an Bewerbern, die sich um die von ihr ausgeübten Tätigkeiten wie z.B. Körperpflege bei inkontinenten Patienten mit Begeisterung reißen werden.

Was war Ihr Aufgabengebiet bis zu Ihrer Kündigung?

Ich war in der Hauskrankenpflege im 13., 14. und 23. Wiener Bezirk – den Randbezirken im Westen als Pflegeassistentin tätig. Ich habe verschiedene Klienten. Je nach Pflegestufe gab es sehr unterschiedliche Aufgaben. Bei dementen oder auch bettlägerigen Klienten, die ganztägig im Bett liegen müssen, geht es oft um Körperpflege und die Unterstützung bei der Inko-Versorgung, also dem Wechseln der geschlossenen Systeme. Auch beim Essen brauchen viele Unterstützung. Mir war es aber ein Anliegen, nicht nur die vorgeschriebenen Tätigkeiten durchzuführen, sondern auch Nähe und Liebe zu vermitteln. Die Psyche der Patienten steht nicht am Dienstplan ist aber das, was mir sehr schöne menschliche Erfahrungen gegeben und mich immer wieder sehr berührt hat.

Können Sie dafür ein Beispiel geben?

Eine Klientin war eine schwer demente Dame, die bei der Körperpflege oft schreit und um sich schlägt. Nach einiger Zeit war sie bei mir immer lieb und nett, hat mir sogar einen Herzpolster geschenkt. Wenn man auf Klienten eingeht, kommt etwas zurück. Kommt Abwehr, hat man meist etwas falsch gemacht.

Wie viele Klienten haben Sie betreut?

Das waren ca. 14 – also nicht so viele. Je weniger, desto einfacher ist der Kontaktaufbau. Da wir meist eine Woche im gleichen Gebiet gearbeitet haben, war es möglich, ein größeres Näheverhältnis herzustellen.

Wie lange sind Sie in der Pflege tätig?

Die Ausbildung habe ich im 2. Berufsweg im Frühjahr 2020 gestartet. Sie hat ein Jahr gedauert. Seit Anfang Juni 2021 – also genau 6 Monate – war ich bei der Firma angestellt.

Das war noch nicht lang. Sie sind also noch nicht ausgebrannt?

Ja, ein bisschen galt ich wohl als Streber, nicht alle in meinem Team waren ähnlich engagiert und fühlten sich durch mich in ihrer Routine des „nur das Notwendigste machen“ bedroht. Aber es gab auch andere motivierte Kollegen in unserem Team mit denen ich gemeinsam Verbesserungen vorantreiben konnte.

Wie groß war Ihr Team?

Wie ich gehört habe, waren wir zwischen 24 und 30 Kollegen mit ganz verschiedenen Ausbildungen. Am stärksten vertreten waren die Heimhilfen, dann gab es ca. 8 Pflegeassistenten und 4 Diplomierte in unserer Gruppe. Ich habe mein Team nie als ganzes kennengelernt. Es gab nur sehr seltene Teammeetings, meist über Zoom. Die anderen Pflegeassistenten und die Diplomierten, die uns Anweisungen gaben, kannte ich persönlich, den Großteil der Heimhilfen weniger.

Warum wurde Ihnen gekündigt?

Mein Arbeitgeber hat mich gekündigt, weil ich Angst vor dem Gen-Impfstoff habe. Monatelang wurde in der Arbeit nur mit vorgehaltener Hand darüber gesprochen, wer noch nicht geimpft wurde. Alle hatten Angst. Ich habe diese Menschen zu einer kleinen Gruppe versammelt und wir haben uns gegenseitig Mut gemacht. Das Gefühl nicht alleine zu sein mit seinen Sorgen, hat allen sehr gutgetan. Mein Arbeitgeber hat davon erfahren und mich sofort gekündigt, ohne im Vorfeld das Gespräch mit mir zu suchen.

Wie kam es zu dieser Gruppe?

Ich habe mit meinem Vorgesetzten, dem Regionalmanager, gesprochen. Er hat nebenbei erwähnt, dass ich nicht die einzige Ungeimpfte wäre. Es gäbe ca. 7 weitere im Team. Er nannte sie und die, die ich mir merken konnte, habe ich persönlich kontaktiert. So sind wir zusammengekommen. Nach und nach kamen weitere aus anderen Teams dazu. Ich habe den Fehler gemacht, die Firmen-Mailadressen zu verwenden, weil ich keine privaten Kontaktadressen von den Kollegen hatte. Am 24.11 ging eine E-Mail auch an eine Person, die mir nicht gut gesinnt war. Nicht nur wegen meiner Einstellung zur Impfung, sondern auch aus den eingangs erwähnten Gründen und diese Person hat die E-Mail an Betriebsrat und zur Chefin weitergeleitet. Die Kollegin, die das vermutlich gemacht hat, ist selbst im Betriebsrat und dafür bekannt, dass sie gerne zündelt. Ich wurde schon am 1. Arbeitstag von mehreren Seiten unabhängig vor ihr gewarnt. Sie wollte mir auch sofort die Impfung einreden. Da habe ich gewusst woran ich bin.

Was stand denn in der E-Mail?

Ich schrieb, dass wir stark bleiben sollten, da wir ja viele sind. Ich habe gefordert, dass der Betriebsrat – auch wenn er ein Impfbefürworter ist – die private Meinung zuhause lassen sollte und für alle Mitarbeiter da sein müsse. Wir sollten keine Angst vor einer Kündigung haben, sondern motiviert bleiben und uns nichts gefallen lassen. Die Firma braucht uns ja. Das hat der Chefin überhaupt nicht getaugt, sie lässt über ihre Regionalmanager seit Monaten Impfdruck-Gespräche führen. Trotzdem kam die Kündigung ziemlich überraschend.

Wieso?

Ich habe noch kurz vorher mit meinem Teamleiter gesprochen. Er ließ schon anklingen, die E-Mail wäre nicht g’scheit gewesen, man würde in der Firma bereits darüber reden, hat aber in keiner Form etwas von einer drohenden Kündigung angedeutet. Er hat sich auch bis jetzt nicht bei mir gemeldet, obwohl er ja eigentlich mein Personalverantwortlicher war. Am 1.12. war die große Demo. Ich kam abends heim und fand eine Nachricht vom Betriebsrat auf der Mailbox, dass die Chefin meine Kündigung angemeldet hat. Donnerstag war ich sehr enttäuscht über das unmenschliche Verhalten meines Arbeitgebers und nicht in der Lage, meinen Dienst anzutreten. Auch Freitag blieb ich im Krankenstand und der Anruf meiner Chefin erreichte mich nicht. Erst am Montag kam ein eingeschriebener Brief – was die Kündigungsfrist um zwei Wochen verlängert. Am 22.12. habe ich seitens des Betriebsrats erfahren, dass die Chefin mir die zwei Wochen Kündigungsentschädigung nicht bezahlen will, da sie mich rechtzeitig telefonisch informiert hätte. Wir gehen aber davon aus, dass ihr Vorgehen rechtlich nicht halten wird. Hier bedarf es aber noch einer Klärung bezüglich einer Betriebsvereinbarung. Ich gehe weiterhin davon aus, dass ich bis Ende Jänner dort angestellt bin – natürlich freigestellt. Ich darf nicht mehr arbeiten – alles wurde ausradiert.

Was heißt ausradiert?

Mein Diensthandy wurde gelöscht, ich war auf einmal komplett aus dem System entfernt. Plötzlich war mein Zugang zum System gelöscht, in dem mein Dienstplan, meine täglichen Einsätze, sowie meine E-Mails und Kontaktdaten meiner Kollegen und Vorgesetzten sich befinden.

Ich habe 13 Jahre in einer Bank gearbeitet, war selbst Teamleiterin und Betriebsratsmitglied. Noch nie habe ich ein derart unprofessionelles und brutales Verhalten eines Arbeitgebers seinen Angestellten gegenüber erlebt.

Warum sind Sie so strikt gegen eine Impfung, dass Sie dafür sogar Ihren Job riskieren?

Ich habe mich ausführlich informiert und mache mir große Sorgen um die Gesundheit der geimpften Menschen, um die Gesundheit meiner Freunde, Familie aber auch meiner Klienten. Ich habe kritische Ärzte befragt, die ihren Status, ihre Praxis und ihren Ruf riskieren, um diese Informationen an die Öffentlichkeit zu bringen. Mit diesem Wissen ist es für mich unmöglich, einfach zu sagen, das ist alles nicht so schlimm.

Hatten Sie Klienten mit Nebenwirkungen?

Das kann ich nicht beurteilen, die meisten waren ja eh schlecht beieinander. In der Zeit ist niemand verstorben. Aber ein Freund von mir hat sich aufgrund des de facto Impfzwangs impfen lassen. Er war vorher völlig fit und sportlich. Seit der Impfung ist er ständig krank, kann nicht mehr lang laufen und ist schwach. Mein Vater der Zeit seines Lebens nur mal aufgrund einer Meniskus-OP im Krankenhaus war, hatte nach der zweiten Impfung eine dreistöckige Venenthrombose im Unterschenkel. Und meine Oma leidet seit der zweiten Impfung an extremem Bluthochdruck und hatte eine Lungenentzündung. Aber da das nicht direkt nach der Impfung passiert ist, bringen sie es nicht mit der Impfung in Verbindung. Sie gehen mit Scheuklappen vor den Augen durchs Leben. Dabei ist mein Vater nicht blöd, er hat es jetzt auch durchschaut. Aber für ihn kommt es nicht in Frage, sich nicht impfen zu lassen, da er weiterhin seine Freunde im Wirtshaus treffen möchte. Er riskiert seine Gesundheit für ein kleines Stück Freiheit. Das ist so schlimm.

Ich habe aber inzwischen eingesehen, dass ich niemanden retten kann. Nur ein Freund will sich jetzt definitiv nicht mehr impfen lassen. Er ist nach der zweiten Impfung aufgewacht und hat die ganzen Informationen jetzt – endlich – zur Kenntnis genommen. Ich bin so froh.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Kollegen?

Leider nur eingeschränkt. Aus Angst vor einer Kündigung haben viele die Gruppe verlassen. Ich bin denen aber nicht böse. Es gab ja auch viel Zuspruch. Die Menschen waren schockiert, wollten gar nicht glauben, was man mit mir gemacht hat. Ein paar sind geblieben, andere dazu gekommen. Das sind jetzt nicht nur Arbeitskollegen, sondern Familienangehörige, Freunde, Nachbarn. Eine bunt gemischte Gruppe, 16 Personen, denen man vertrauen kann. Große Gruppen sind eh nicht so sinnvoll. Da werden im Minutentakt Horrorvideos geteilt und keiner hört dem anderen zu. Diese Angstpornos braucht kein Mensch. Wir reden miteinander und teilen nur Postings, die für alle wichtig sind.

Sie waren am 18.12. am Schwarzenbergplatz auf der Bühne und haben Ihre Geschichte erzählt. Sind Sie seitdem weiter aktiv?

Ja. Definitiv. Am 20.12. bin ich mit zwei Freunden und einem Lautsprecherwagen in eine kleine Gemeinde nach Niederösterreich gefahren. Wir kamen etwas verspätet an und ich hörte wie der Redner vor ca. 250 Teilnehmern erzählte, dass er bei der MFG-Kundgebung einer Pflegehelferin namens Sonja zugehört habe. Da wurde mir klar: “Der spricht ja von dir. Wie schön!”. Ich gab mich zu erkennen und man bat mich, meine Rede noch einmal zu halten … Das war schon ein unglaublicher Zufall. Jetzt bin ich in mehrere andere Gemeinden der Umgebung und auch nach St. Pölten eingeladen. Es geht dahin.

Dann viel Erfolg weiterhin. Wir dürfen uns alle nicht unterkriegen lassen!

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