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“Als Corona das Staatsexamen sabotierte!”

Last updated on 13. April 2021

Am 18. März ereignete sich im Zuge der Corona-Pandemie ein regelrecht historisches Ereignis: Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus gab die Unterbrechung der Ersten Staatsprüfung bekannt…

Ein Beitrag von Simone Wagner

Das Staatsexamen – das Gipfelkreuz des Lehramtsstudiums, die Spitze des Berges, die es zu erklimmen gilt. Für manche ist der Aufstieg flacher, für andere steiler oder steiniger. Am Ende steht die Erste Staatsprüfung, die Eintrittskarte ins Referendariat. Diese setzt sich aus mehreren Einzelprüfungen für die verschiedenen Fächer zusammen und enthält mitunter auch praktische oder mündliche Prüfungen. 

Am 18. März ereignete sich im Zuge der Corona-Pandemie ein regelrecht historisches Ereignis: Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus gab die Unterbrechung der Ersten Staatsprüfung bekannt, zusammen mit dem Hinweis, die Prüfungsvorbereitungen weiter fortzusetzen. 

Für viele Studenten ist es ein Moment der Irritation

Für viele Studenten ist es ein Moment der Irritation, der diese meist sechsmonatige Vorbereitungszeit schlagartig unterbricht. Einige haben bereits einen Teil ihrer Klausuren geschrieben, für andere haben die Prüfungen zu diesem Zeitpunkt noch nicht begonnen.

Neben der großen Verunsicherung durch  die nun unbekannten Prüfungstermine wird die Vorbereitung durch das Schließen der Bibliotheken zusätzlich erschwert, der psychische Druck, dem nun viele angesichts der Ungewissheit ausgesetzt sind, erleichtert die Situation natürlich nicht. Auch unter den Studenten gibt es Eltern, die ihre Kinder nun zu Hause betreuen müssen oder junge Leute, die angesichts der Corona-Pandemie ihre Jobs verloren haben und von existenziellen Sorgen geplagt werden. Das Lernen in Gruppen ist bis auf Weiteres untersagt, im künstlerischen Bereich fällt die Möglichkeit weg, sich durch Proben auf praktische Prüfungen vorzubereiten. 

Jeder versteht den Ernst der Lage

Jeder versteht den Ernst der Lage. Viele haben Familienangehörige, die zur Risikogruppe gehören und niemand möchte das Risiko eingehen, diese durch den Kontakt mit infizierten Personen in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder den Prüfungsräumen schließlich doch anzustecken. Einige von den Studenten gehören selbst zu dieser Risikogruppe. 

Als am 29.04. dann die Meldung auf der Seite des Ministeriums erschien, dass die Prüfungen ab dem 18.05. in ihrer ursprünglichen Reihenfolge weitergeführt würden, war dies für viele Schock und Erleichterung zugleich. Erleichterung, weil die sechs Wochen Wartezeit nun ihr Ende fanden. Ein Schock insofern, da für die meisten die Prüfungsvorbereitung innerhalb dieser Zeit nicht (uneingeschränkt) möglich war. Viele sehen dadurch die Chancengleichheit erheblich gefährdet, schließlich bilden die Prüfungen des Ersten Staatsexamens 60% der Gesamtnote – Prüfungen, auf die sich alle monatelang vorbereitet hatten und die ausnahmslos jeder Student einfach gerne hinter sich bringen wollte. Aber eben nicht um jeden Preis. 

Innerhalb weniger Stunden formierte sich am 29. April auf Facebook eine Gruppe, die inzwischen mehr als 1200 Mitglieder umfasst und sich für individuelle Lösungsansätze einsetzen will. Die Bildung einer Durchschnittsnote aus den während des Studiums erbrachten Leistungen, alternative Prüfungsformen wie eine zusätzliche wissenschaftliche Arbeit oder die Wertung des im Frühjahr 2020 abgelegten Examens als Freiversuch sind hier nur einige der Vorschläge, die noch am selben Abend in einem offenen Brief formuliert wurden.  

Die angehenden Lehrerinnen und Lehrer wollen sich definitiv nicht vor Prüfungen drücken

Die angehenden Lehrerinnen und Lehrer wollen sich definitiv nicht vor Prüfungen drücken. Seit Beginn des Studiums arbeiten sie auf genau diese hin und jeder, der ein Examen oder eine vergleichbare Prüfung schreiben durfte/musste, wird verstehen können, dass es nicht in ihrem Interesse liegt, die Termine weiter hinauszuzögern. Ein Großteil möchte im September ins Referendariat gehen, viele sind sich nicht sicher, ob dies unter den gegebenen Umständen möglich sein wird. Für einige bedeutet das Durchfallen in diesem Examen eine Wartezeit von 1,5 Jahren, bevor die nächste Chance besteht, das Referendariat anzutreten. Ein anderer Teil kann sich bei Nichtbestehen die Verlängerung eines Studiums um ein halbes Jahr, denn so lange dauert es, bis die Prüfung erneut abgelegt werden kann, schlichtweg nicht leisten. 

Es geht nicht darum, ein Ventil für den Frust der letzten Monate zu finden, es ist nicht alles schlecht

Es geht nicht darum, ein Ventil für den Frust der letzten Monate zu finden, es ist nicht alles schlecht. Viele der Examenskandidatinnen und -kandidaten erhielten gerade jetzt großartige Unterstützung durch die Verantwortlichen ihrer jeweiligen Hochschulen und Universitäten, die teilweise zu echten Seelsorgern wurden, sich den Ängsten und Sorgen der Studierenden annahmen und sich um einen anhaltenden Informationsfluss bemühten. 

Denn gerade der Mangel an Informationen seitens des Ministeriums führt bei vielen Studierenden zu dem Eindruck, in dieser Situation allein gelassen zu werden.

#dontforgetyourfutureteachers

Der offene Brief der Studenten, der seit einigen Tagen unter #dontforgetyourfutureteachers die Runde macht, schließt mit folgendem Satz: „Wir sind die Lehrerinnen und Lehrer der Zukunft. Die Situation ist für alle schwer. Sie muss aber nicht noch unnötig schwerer gemacht werden.“

Diese Zeit der Pandemie ist geprägt von großer Unsicherheit, bewies sich in den letzten Wochen aber auch als Plattform für Hilfsbereitschaft und Solidarität und bot Raum für Dinge, die noch vor Kurzem für unmöglich gehalten worden waren. Genau darauf hoffen die Studenten nun, wenn sie am Betongerüst des Staatsexamens rütteln, was beinahe revolutionär anmuten lässt. Und genau dabei sind sie nun auf Unterstützung angewiesen, denn niemand sollte in dieser Situation allein gelassen werden. Auch nicht – oder erst recht nicht – die Lehrerinnen und Lehrer von morgen. 

Link zum offenen Brief: https://www.oberpfalz-aktuell.com/offener-brief-zum-staatsexamen/

Beitragsbild: Quelle : Bild von Pixabay © monicore

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Die Redaktion ist um das Abbilden eines breiten Meinungsspektrums bemüht. Meinungsartikel und Gastbeiträge müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln!

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